Major Matt Mason - Mattel's Mann im Weltraum

© Maikel Das und Toy Hunter's Journal 2001

In einer Zeit bevor man sich durch 30 Kabelkanäle zappen oder endlose Stunden durch das Internet surfen konnte, die Beatles das erste Konzeptalbum "Sgt. Pepper Lonely Hearts Club Band" veröffentlichten und knapp 400.000 US-Soldaten in Vietnam stationiert waren, präsentierte uns Mattel seinen Mann im Weltraum - Major Matt Mason. Das war 1967.

Major Matt Mason, kurz MMM genannt, wurde nach dem amerikanischen Raumfahrtprogramm kreiert. Die frühen Fahrzeuge und Raumanzüge basierten alle auf Nasa Prototypen. Für viele Jungen war das ein wichtiges Element, die diese Spielzeugreihe so populär machte, trotz seiner kurzen Lebensspanne von 1967-1970. Wie viele Menschen jener Zeit, klebten besonders die Jungen vor den klobigen s/w Fernsehern und verfolgten gebannt die bemannten Raketenstarts. Wer wollte nicht ein Astronaut sein und weit entfernte Planeten erforschen?

Im ersten Jahr bot Mattel MMM auf einer Karte mit Raumschlitten und Düsenaggregat an (Space Sled & Jet Pack). Alternativ dazu gab es den Major auch mit Weltraumanzug (Space Suit), welcher nahezu identisch war mit einem 1962er Life Titelbild.
Wie bei allen Spielzeugserien ranken sich auch MMM Legenden um verschiedene Variationen und Prototypen. Vieles davon ist nur in den USA erschienen bzw. gibt es keine verfügbaren Informationen darüber, was wann wie in Deutschland erschienen ist, im Gegensatz zu den USA. i.d.R. wurden die amerikanischen Spielzeuge mit deutschen Verpackungen versehen und unter dem "Mattel Spielzeug GmbH"-Logo vertrieben.

Für eine Actionfigur eher ungewöhnlich, bestanden sie aus Vollgummi mit einem Drahtskelet, welche an den Gelenken biegsam waren. Das war auch der kritische Teil an den Raumfahrern. Diese dünnen Drähte brachen beim öfteren spielen und der Held ließ sich nicht mehr in die gewünschte Position bringen. Vielen kleinen Jungen blieb jedesmal das Herz stehen, wenn wieder einer der Gelenke sich von seinem geliebten Raumfahrer verabschiedet hatte. Der Wert einer Figur wird heute an den Zustand der Gelenke und der Bemalung gemessen. Die Latexfarben an dem Gummikörper lassen sich wie eine Haut abziehen. Eine guterhaltene und vollständige Figur ist heute kaum unter DM 100,- zu bekommen.

Frühere Major Matt Mason Figuren hatten blaue Gurte mit roten Punkten an den Armen und Beinen auf einen weißen Raumanzug. Spätere Versionen besaßen schwarze Gurte ohne die roten Punkte. Auch gab es zwei unterschiedliche Kopfgrößen und Hautfarben, die sich bei beiden Varianten wiederfinden.  Obwohl der Copyrightvermerk auf den Figuren 1966 besagt, wurden sie nicht vor '67 auf den Markt gebracht.
Anfang 1968 wurde Sgt. Storm mit seiner roten Uniform eingeführt, um dem Major auf dem Mond Gesellschaft zu leisten. Gleichzeitig entfernte man sich von der rein wissenschaftlichen Raumfahrt und wand sich mehr der Science Fiction zu. Auch bei Matt's Raumgefährten gibt eine frühere Version mit blauen Gurten und schwarzen Punkten. Die spätere Version hat schwarze Gurte ohne Punkte. Später gesellten sich noch der Radiologe Doug Davis im gelben Anzug und der dunkelhäutige Raketenexperte Jeff Long im blauen Outfit hinzu.

Die Fahrzeuge waren ein wichtiger Bestandteil der Serie.  Am weitesten verbreitet war die Weltraumspinne (Space Crawler), die sich mit 2x4 rotierenden Beinen über unebenes Gelände bewegen konnte und eine Winsch besaß. Sie ließ sich auch auf die Raumstation montieren, wo die Spinne dann als schwerer Kran fungierte.
Die Weltraumstation war sozusagen das "Puppenhaus" der Astronauten. Als 3-stöckige, ausbaufähige Station gehörte sie mit zu den imposantesten Teilen der MMM-Serie. Ausgerüstet mit einer blinkenden Radaranlage und diversen Zubehörteilen, konnten die Weltraumforscher aus ihr heraus agieren.
Die Weltraumkugel (Space Bubble) war eine Art Hamsterrolle mit einen Stuhl im Inneren. Sie ließ sich sowohl hinter der Weltraumspinne als auch hinter dem Transporter (Uni-Tred) spannen. Gezogen von einem Fahrzeug drehte sich die durchsichtige Kugel, während der Stuhl in der aufrechten Position verblieb.

Neben den Fahrzeugen gab es diverse Ausrüstungsgegenstände, mit dem sich der Mond vortrefflich erkunden ließ. Mit dem Düsenaufklärer (Reconojet) konnte man größere Entfernungen schnell überbrücken. An einem Band glitt der Aufklärer quer durchs Kinderzimmer, während die Radarantenne sich dabei wild drehte.
Wenn man sich mal zu weit von der Station entfernt hatte, bot einem das Weltraumzelt (Space Shelter) Schutz. Das aufblasbare Zelt schützte die Astronauten vor Meteoriten und Stürmen.  Ob nun Strahlenschutzanzug (Power Suit), Stelzen (Power-Limbs), Gamma-Strahlen-Abwehrkanone (Gamma-Ray-Gard), Satelliten- oder Sondenabschußbasis (Satellite Launch- & Space Probe Pak), unseren Helden stand ein vielseitiges Sortiment zur Verfügung, um ihre Mission erfolgreich auszuführen.

Die wachsende MMM-Serie erhielt um 1969 außerirdischen Besuch von dem mysteriösen Jupiterbewohner Callisto. Sein durchsichtiger Schädel besaß ein hochentwickeltes Gehirn und mit dem Sensor konnte er einen "Energiestrahl" abschießen. Eigentlich war es nur ein gelbes Band, welches mit einer Luftpumpe herausgeschleudert wurde. Schick war es trotzdem. Callisto war die klassische Hollywood-Version eines "grünen Männchens". Für uns, die mit den Spielzeugfiguren auf dem Fußboden herumrobbten, war er natürlich der fiese außerirdische Schurke und der Sensor eine tödliche Waffe, egal was uns der Werbetext einreden wollte. Auch von Callisto gibt es Variationen mit kurzen oder langen Stiefeln.
Capt. Laser (Captain Lazer) war eine 12" batteriebetriebene Figur, die wahrscheinlich für eine andere Serie entwickelt worden war und aus der Serie herausstach. Sie war viel größer als die anderen Figuren und nicht aus Gummi, sondern Plastik. Die Batterien ließen die Augen und den "Brustreaktor" aufleuchten. Es ist anzunehmen, daß von Mattels Seite die Figur kurz entschlossen in die Serie einsortiert wurde und nun einfach als freundlicher Riese aus einer anderen Welt beschrieben wurde. Einige Jahre später wurde Capt. Laser für die Battlestar Galactica Reihe recycled.

Amstrongs erste Schritte auf dem Mond im Juli 1969 markierten nicht nur das Ende des Weltraumwettlaufs zwischen den Amerikanern und Russen, sondern auch der Anfang vom Ende der MMM-Spielzeugreihe. Trotz des riesigen Erfolges, erkannten Mattels Exekutive schnell, daß das Interesse des Publikums an der bemannten Raumfahrt schwand. 1970, praktisch auf dem Höhepunkt von Major Matt Mason, wurde die Produktion eingestellt, noch bevor sich die Verkaufszahlen nach unten bewegten.

Die im letzten Jahr produzierten Spielzeuge gehören damit zu den seltenen (und teuren) Sachen, weil sie nur eine kurze Zeit auf dem Markt erhältlich waren. Soweit ich weiß, ist davon nichts mehr in Deutschland erschienen. Ich lasse mich aber gerne eines besseren belehren.
Das Insektenwesen Scorpio ist die ungewöhnlichste Figur der Serie. Sein violetter Plastikkörper enthielt eine Batterie die Augen und Mund beleuchteten. Die rosa Gummiextremitäten waren mit Arm- und Beinschützern dekoriert. Scorpio besaß einen "Probe shooter", mit dem man "Suchsonden" abschießen konnte.
Das wahrscheinlich ausgefeilste Stück der Reihe war der XRG-1 Reentry Glider. Der Gleiter war flugfähig (!), wenn man eine Figur in das durchsichtige Cockpit legte. Das Gewicht der Figur balancierte den Schwerpunkt des Gleiters so genau aus, daß er, mit Schwung geworfen schweben konnte. Aus naheliegenden Gründen ist der wunderbare XRG-1 in guten Zustand heute selten. Meistens sind sie angedengelt und das Canopy fehlt. In Kombination mit dem Talking Major Matt Mason als Set, ist er ein Vermögen wert. An einer Strippe mit "Flugstelzen" gezogen, gab der Major Kommentare wie "Mission accomplished, returning to base" ab.
Nicht mehr in Produktion gegangen ist der Orbitor mit dem "seltsam geformten Besucher vom Orion, "Or". Or wurde mittels Luftdruck, in einer 12" Flugscheibe sitzend in die Luft katapultiert. Es gibt keine erwiesene Existenz über die Figur Or, obwohl es hartnäckige Gerüchte gibt, für die Werbung angefertigten Prototypen wären im Umlauf. Dabei kann es sich jedoch um Fälschungen handeln, da ein Orbitor mehrere tausend Dollar erzielen würde.

Trotz der wenigen Jahre, die Major Matt Mason auf dem Markt war, gehört sie mit zu den beliebtesten Spielzeugen der 60er... mit Preisen, die in den kommenden Jahren wohl noch steigen werden. Wer weiß, vielleicht erinnert man sich bei Mattel an seinen Klassiker, wenn die Raumstation ISS in Betrieb ist, Marsexpeditionen von (ehemaligen) Leben berichten und die Welt wieder gebannt die bemannte Weltraumfahrt verfolgt. Mit Sicherheit würde man dann eine Schar von 40 jährigen Sammlern in Spielzeugläden sehen, die mit Tränen in den Augen vor den Regalen stehen und an ihre Kindheit erinnert werden.

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