Rick McCallum - Produzent der Star Wars Special Edition

© Maikel Das ,Uwe Lippick und TM & © Lucasfilm LTD. 1997
Used with permission by the OSWFC

SWM: Star Wars ist ein 20 Jahre alter Kultfilm. Was war der Grund die Star Wars Triologie neu zu überarbeiten bzw. zu bearbeiten?

Rick McCallum: Als es noch eine Idee war, die uns von 20th Century Fox präsentiert wurde, wollten sie wissen, was wir für das 20 jährige Jubiläum planen. Zuerst dachten wir, vielleicht 100-150 Kopien für die Hardcore Fans herauszubringen. Ich machte mich daran, die Negative zu restaurieren und wollte auch den Soundtrack remastern. Das erste mal in der Geschichte haben wir die Möglichkeit in 35-50% der Kinos, die Musik zu fühlen nicht nur zu hören. Darin investieren wir unheimlich viel Mühe. Das macht für uns die Hälfte des Erlebnisses aus. Nichts ist ärgerlicher, als wenn man Millionen von Dollars und Tausende von Stunden in den Soundtrack steckst, den dann keiner richtig hören kann, nur weil ein Schachtelkinobetreiber sich einen Teufel um um die Qualität schert. Wie gesagt, es war eine eher kleine Angelegenheit. Doch als wir anfingen den Film zusammenzutragen, konnten wir für viele Sektionen die Negative nicht wiederfinden. Daher mußten wir den Film in Daten umwandeln. Als das geschehen war, wollte George verzweifelt ihn überarbeiten. Er ging so viele Kompromisse mit Star Wars ein. Es war frustrierend und er war mit vielen Teilen des Films unglücklich. Das war jetzt eine einmalige Gelegenheit Star Wars so zu überarbeiten, wie er ihn immer haben wollte. Dieser Prozeß wurde sehr kompliziert, sehr teuer und wurde größer als wir es ursprünglich angekündigt hatten. Die Negative waren so schlimm beschädigt und vernichtet, daß sie an einigen Stellen 35% ihrer Farbe verloren hatten. Es war oftmals wie ein s/w Film. Damit hatten wir eine Mission. Als Independence Day heraus kam wollten wir mit einen Trailer die Reaktion testen, um zu entscheiden in wievielen Kinos es sinnvoll wäre den Film zu veröffentlichen. Wir sprechen immer noch von vielleicht 200-500 Kinos, da wir ein bißchen ambitionierter wurden. Doch die Reaktion war so riesig, so überwältigend. Kinobesitzer wollten ihn buchen. Fans schrieben, riefen an, bettelten. In einigen Fällen schauten sich die Leute ID 4 nochmal an und wenn der Trailer nicht lief, verlangten sie ihr Geld zurück. Es war ein Knaller. Und es waren nicht nur die Staaten. Zuerst lief der Trailer in Los Angeles, doch die Leute dort sind alle ein bißchen merkwürdig. Na ja, das ist eben L.A., dachten wir. Dann testeten wir San Francisco, Houston, Dallas, New York... die selbe Reaktion. Dann London, Paris, Rom... es war überall gleich. Da wußten wir, daß mehr daran war. Die Sache entwickelte ein Eigenleben. Ich wünschte, ich könnte sagen, es war eine von uns geplante Marketing Kampagne, doch es hatte nichts mehr mit uns zu tun.

SWM: Ich denke, sie und Lucas haben darüber diskutiert, daß Star Wars ein Phänomen wurde, dabei war er fast vergessen. Zuerst die THX Video Veröffentlichungen, jetzt die Special Editionen und in zwei Jahren die Prequels. Wie steht Star Wars heute da?

Rick McCallum: Es ist groß, es ist riesig, es ist überwältigend in vielen Fällen. Ich meine... gerade letzte Nacht gestartet und sofort die Nummer eins über Wochen. Und fast überall ist es das gleiche. Ich denke, die Gründe sind zweierlei. Hauptsächlich ist es eine großartige Story und besitzt großartige Charaktere. Was die Sache jetzt antreibt ist nicht nur der Film selbst, sondern das Ereignis des Films. Es ist mehr, als wenn man zu einen Rock-Konzert geht und ein kollektives Erlebnis hat. Nur sehr wenige Filme schaffen diesen Sprung. Star Wars ist einer davon. Wenn das Lucas Logo auf der Leinwand erscheint, ist das wie eine Lizenz zum verrückt spielen. Du kannst dich unterhalten und dennoch der Handlung folgen, du kannst jubeln, auf und ab hüpfen. In Paris kam ich an einem Kino um elf Uhr Morgens vorbei, an dem Star Wars anlief. Etwas 1500-2000 Leute standen davor und versuchten einzubrechen, da es nicht vor zwölf öffnete. Was am erstaunlichsten war, daß alle kostümiert waren. Es müssen etwa 500 Luke Skywalkers dort gewesen sein. Einem normalen Film passiert so etwas nicht. Kinder lieben Rollenspiel und sich Dinge ausdenken. Es gibt eine Vielzahl von Charakteren, die du sein kannst. Es gibt nichts schöneres für einen 6 oder 7 jährigen die Zimmertür hinter sich zu schließen und so zu tun, als wenn er Luke Skywalker ist. Dies sind die Dinge, die du tust als Kind. Als ich jung war, waren es Autos, die mich faszinierten. Man hat Leidenschaften, man hat Fantasien; man lebt sie aus für vielleicht zwei bis drei Jahren. Doch bei Star Wars hielt das bei vielen Leuten oftmals über 20 Jahre an. Ich verstehe sie nicht, doch es ist fantastisch,daß sowas wirklich passiert. Was ebenfalls einzigartig und hauptsächlich eine amerikanische Sache ist: Jeder erinnert sich daran, wo er war als John F. Kennedy erschossen wurde, als Neil Armstrong den Mond betrat und jeder erinnert sich wo sie waren, welche Zeit es war und im welchen Kino sie Star Wars gesehen haben. Diese drei Ereignisse sind Teil der Popkultur und eines kollektiven Erlebnisses. Ich besuchte Berlin am 8. November 1989 und verbrachte drei Tage dort, während die Mauer fiel. Das waren die eindrucksvollsten drei Tage in meinen Leben, weil ich mir niemals mehr Sorgen um Vietnam oder der Mauer machen mußte und ich niemals zuvor 100.000 Menschen auf einen Haufen gesehen hatte. Ich fühlte mich so überwältigt von dieser kollektiven Erfahrung lebendig zu sein. Es war erstaunlich und werde es niemals vergessen. Das ist Teil der Erfahrung, die Star Wars ausmacht. Es ist natürlich nicht politisch, noch hat es die selbe Bedeutung, doch es hat etwas sehr bewegendes an sich. Menschen teilen etwas und möchten weiterhin diese Erfahrung teilen.

SWM: Sie arbeiten mit jemanden zusammen, den man als Legende bezeichnet. Wie würden sie George Lucas beschreiben? Was für eine Person ist er?

Rick McCallum: Nun, traurigerweise denken die meisten Leute in der Filmbranche, sie seien Legenden. George Lucas ist wirklich eine Legende. Ich arbeite mit ihm seit sieben Jahren zusammen und es ist niemals nur eine Sache, an der man arbeitet. Alles ist Teil eines Gesamtkonzeptes, eines größeren Planes. Teil der Überarbeitung der Special Edition war ein Arbeitsgang, den wir lange Zeit vorher mit den Young Indiana Jones Cronicles entwickelten.  Wie mache ich den Vorgang des Filmemachens so nicht-liniar wie bei der Post-Produktion? Obwohl wir ein Hauptziel hatten, welches das Wiederherstellen der Negative, das Remastern des Soundtracks und den Film dichter an George Lucas geschriebener Idee heranzuführen war, standen wir auch technischen Herausforderungen gegenüber. Stellen sie sich vor, Star Wars wäre erst letztes Jahr entstanden. Es war, als wenn man den Film betrachtet und dann versucht ihn zu überarbeiten. Viele Filmschaffende bekommen niemals die Gelegenheit dazu. Die Digitaltechnologie ermöglicht es einen den Film wie ein gemaltes Werk zu behandeln. Du hast die Möglichkeit auf der Leinwand zu malen, dann einige Details hinzuzufügen, zurück zu treten und das gesamte Bild zu betrachten, danach einige Stellen zu überarbeiten, die dir noch nicht gefallen. Das ist sehr viel befreiender einen Film auf diese Weise zu erschaffen. Wir haben sehr viel von Young Indie gelernt, da wir die Kurzgeschichten mit einem Fernsehbudget ausehen lassen wollten, wie ein Kinofilm. Wir sind sehr daran interessiert eine Technik zu entwickeln, die uns realistische, im Computer virtuell erzeugte, 3-D Charaktere ermöglicht. Aber auch Welten, Fahrzeuge und Figuren, die man mit traditionellen Mitteln niemals kreieren könnte. Ein Autor kann jetzt etwas schreiben, ohne seiner Vorstellungskraft eine Grenze setzen zu müssen. Zum ersten mal wird es ökonomisch das zu erreichen, was man auch tun möchte. Das war ein großer Teil des Verfahren an der Special Edition. Die Technik diente dazu, den Film wieder herzustellen und uns in dieser Richtung weiter voranzubewegen, ohne aber fixiert darauf zu sein. Das ist einer der Dinge, warum Filme heute so schlecht sind. Twister zum Beispiel. Die Filmtechnologie ist unglaublich. So unglaublich, daß man für den Tornado jubelt. In New York, wo ich den Film sah, grölte das Publikum als der Tornado kam und alles zerstörte. Die Charaktere waren ihnen völlig egal. Die Leute versuchen mit diesen neuen Werkzeugen umzugehen und sind dabei von ihren Möglichkeiten so fasziniert, daß sie die Geschichte und Handlung vergessen. Uns interessiert nur die Geschichte und Handlung. Die Technologie dient einzig dazu neue Welten und Umgebungen zu erschaffen.

SWM: Jabba ist ein fieser und sehr mächtiger Gansterboss. Jetzt tritt ihn Han Solo auf den Schwanz. Wenn das jemand in ROTJ gewagt hätte, wäre er sofort getötet worden. Jabba wirkt in der Special Edition friedvoller.

Rick McCallum: Er ist immer noch Abschaum und repräsentiert alles, was uns abstößt. Doch er ist dünner. weil ROTJ später spielt, Jahre später. Und er ist älter. Wenn wir ihn in ROTJ treffen, kontrolliert er ganz Tantooine. Jabba hat seine eigenen Fähigkeiten und wir lernen einen Menge über ihn. Es war uns wichtig diese Szene einzufügen, da Star Wars  im Grunde nichts weiter als eine Familiengeschichte einer Galaxis ist. Und Jabba wird in den Prequels eine Prominente Rolle darin spielen. Als George den ersten Film drehte, wußte er nicht, ob es ein Erfolg wird. Diese Szene war entbehrlich, da er die Figur Jabba in der Cantina bereits etabliert hatte. Doch um diese Bedrohung aufrecht zu erhalten, wenn man sich alle sechs Filme in sieben Jahren ansieht, war es wichtig diese Sequenz wieder einzufügen.

SWM: Die Prequels. Hat die Produktion bereits begonnen und wann werden sie Uraufgeführt?

Rick McCallum: Ich bereite sie bereits seit zwei Jahren vor und derzeit werden die Bühnenbauten in London errichtet. Am Ende des Sommers beginnen die Dreharbeiten und 1999 wird er erscheinen. Danach der 2. und der 3. Bisher fehlt mir die Technik dafür. Wir waren noch nicht erfolgreich die nötigen technischen Voraussetzungen dafür zu entwickeln, doch wir werden weiter die nächsten Jahre daran arbeiten. Diese werden wir dann "Back to Back" wahrscheinlich ab 1999 drehen. Erscheinen werden sie 2001 und 2003.

SWM: Gibt es schon einen Obi-Wan Kandidaten?

Rick McCallum: Nein! Wir wählen jetzt aus. Wir werden Testaufnahmen veranstalten und dann eine kurze Liste mit Namen in einigen Monaten haben. Erst dann fällt die endgültige Entscheidung.

SWM: Die Biggs Szenen wurden ursprünglich aus Star Wars herausgeschnitten, um die Action zu beschleunigen und weil George Lucas meinte, sie wären nicht so wichtig für die Handlung der Geschichte. Verwirrt die eine zum Schluß eingefügte Szene nicht eher, als daß sie die Saga enger verknüpft, da die ersten etablierenden Szenen von Biggs immer noch fehlen?

Rick McCallum: Es gibt nur eine Verbindung zu Biggs und die ist sehr vage. Das ist, als Luke beim Essen mit seiner Tante und seinem Onkel zusammen sitzt. Man versteht vorher nicht die Anspielung auf die Akademie, bis zu dieser Szene. Wir wollten sicherstellen, daß man versteht wer Biggs war. Bis dahin kann man eigentlich gar nicht wissen, daß Luke ein Pilot ist. Doch es ist so: Die Sequenzen wurden gedreht, nur sie funktionierten nicht und hielten die Story auf. Das ist mit vielen Szenen so, die man dreht; man schneidet sie heraus weil sie nicht zum Rythmus des Films passen. George ging es darum das Wissen um Biggs ein wenig zu vertiefen, damit er sich für Luke einsetzen und versichern kann, daß Luke ein richtiger Pilot ist. Man kann dies aber auch erfahren, als Luke Han das erste mal trifft.

SWM: Die Szenen, die nicht digital überarbeitet wurden, sondern nur chemisch restauriert wurden wirken immer noch blaß oder haben einen Farbstich. Man sieht den Wechsel zwischen den neuen Szenen und dem Originalmaterial.

Rick McCallum: Das ist genau das, wovon ich schon sprach. Eins der frustrierensten Dingen überhaupt. Wenn sie die Kopie gesehen hätten, die wir vom Originalnegativ gezogen haben - es ist eigentlich perfekt geworden. Nicht perfekt, was die Farbrestaurierung angeht. Da gibt es noch viel zu tun. Wir müssen den gesamten Film einscannen. In vielleicht fünf Jahren, wenn die Scankosten nicht mehr so unerschwinglich hoch sind. Jetzt würde das 10-12 Millionen Dollar kosten, nur um die Negative einzuscannen. Das können wir einfach nicht machen. Möglicherweise investieren wir 2-3 Jahre dafür. Wir haben unser bestes getan mit der Technologie, die uns heute zur Verfügung steht. Das ist einer der ganz großen Herausforderungen in der Zukunft. Das Problem ist, Filmmaterial ist ein chemischer Prozeß, fast wie Alchemie. Wenn man eine Kopie zieht und das Entwicklungsbad ist nicht rein oder was immer es auch ist, kann es Flecken und Streifen geben. Film ist ein fotochemischer Prozeß. Es lebt, es atmet, es verändert sich mit jeder Kopie. Wir hoffen,  die Technik auf einen Stand voranzutreiben, bei dem es möglich sein wird, die Kinofilme elektronisch zu vertreiben. Dann können wir die Farb- und Kontrastwerte, den Ton und Soundtrack digitalisieren. Kein Kinobesitzer kann uns mehr die Qualität verpfuschen. Es sind nicht nur die Kinobesitzer. Es ist dieser bizarre Prozeß, den man Filmemachen nennt, der immer noch so anfällig ist. Man glaubt es kaum, daß wir einen Film zu restaurieren hatten, der nur 20 Jahre alt ist. Filmmaterial ist von Natur aus ein instabiles Medium. Es ist da und verändert sich jeden Tag. Es frißt sich selber auf. Es zerstört sich selbst. Doch es ist nicht nur Star Wars. Die ganzen Filme der 70er sind in Gefahr. Mit den Erfolg der Special Edition stürzen sich alle Studios auf ihre Filme und versuchen zu retten, was zu retten ist. Ihre Vergänglichkeit macht sie so wertvoll. Ich entschuldige mich aber für die Schwankungen. Es liegt außerhalb unserer Möglichkeiten. Das ist einer der Dinge, die äußerst frustrierend sind.

SWM: Der Ton war eindrucksvoll. Man konnte die Schüsse richtig herum fliegen hören.

Rick McCallum: Das ist eines der Mittel, die wir einsetzen. Erinnern sie sich, wie die Explosionen vor 20 Jahren klangen? Man besaß nicht diese tiefen Bassfrequenzen, wie man sie heute hat. In einen guten Kino kann man den Aufschrei von millionen Leuten auf Alderaan hören. Es geht geradewegs in deinen Körper. Das sind alles tiefe Frequenzen. Natürlich braucht man einen Kinobesitzer, der sich um seine Zuschauer kümmert und gewillt ist Zeit und Geld zu investieren, damit es dich aus deinen Sesel heraushaut.

SWM: Vielen Dank für diesen Insidereinblick von Star Wars der Special Edition!

Rick McCallum: Möge dich Macht mit euch sein und behaltet die dunkle Seite in euch - vergeßt es nicht.

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