Bereits zum 4. Mal lud die INC. (Initiative Comic Kunst e.V.)
zur Comic Party "Heftich". Das jährlich stattfindende Ereignis
soll Kleinverlegern und Künstlern eine Plattform bieten, ihre Publikationen
einen möglichst breiten Publikum zu präsentieren.
Aus den Fehlern des letzten Jahres hatte man gelernt und auf eine bessere
Pressearbeit, sowie eine Lokalität mit Laufkundschaft geachtet. So
stieg Heftich 4 im Szene-Treff "Fundbureau", idyllisch gelegen zwischen
zwei Hauptstraßen und unter einer S-Bahn Brücke.
Auf insgesamt zwei Räumen verteilten sich die Aussteller.
Als Großer unter den Kleinen hatte Reprodukt aus Berlin
sein vielseitiges Programm ausliegen. Freibeuter Levin Kurio, Weissblech
Verleger durfte mit seinen provokanten Publikationen natürlich
nicht fehlen. Am INC.- eigenen Stand konnte Rainer Baldermann die
gesamte Auflage seines rabenschwarzen Cartoon Heftchen an den Mann bringen.
Gleich neben dem Eingang saß der Atombusentransporte Verlag.
Blickfang war ihre Videoinstallation auf der selbstgedrehte Filmchen flimmerten.
Die Kieler Herrimans bestehend aus Volker Sponholz und Patrick
Wirbeleit hatten neben Reprodukt Platz genommen und boten ihre lindgrünen
Broschüren an. Wie wird man stoned ohne illegale Drogen anzurühren?
Dazu höre man die Live aufgenommene CD mit Klang-Experimenten des
Hamburger Grafikers Dice. Ebenfalls zum Hören, wenngleich auch
weniger experimentell, war das Hörspiel um den Braunbär Björn
produziert von Ansgar Hilbig. Auf bayrisch weiß-blauen Papierdeckchen
ausgebreitet hatte Fabian Stolz seine Eigenproduktion OK, Griechenland
und Punkrock. Wie bereits im letzten Jahr, war die Künstlergruppe
Lampe
aus Hildesheim anwesend und hat fleißig vor den Augen der Besucher
Kleinode der Bilderkunst entstehen lassen. Auf Bestellung erhielt man maßgeschneiderte
Comics. Mit jeweils eigenen Ständen vertreten waren Calle Claus,
Haina Fischer, Rainer Penk und Tim Posern mit seiner Edition Off
Keks. Die Kunststudenten der Armgartstraße betreuten einen
"Zeichenautomaten", der den Besucher vor Ort porträtierte.
Einen Tisch teilten sich gemeinsam Gerd Bonau - cOMIc, Arne Aninger
- Melone, sowie Oliver Ferreira und Rene Roggmann unter dem
Label Bete und Arbeite Verlag. Die Berliner Epidermophyten hatten
ihre Ausgaben mit so beliebte Themen, wie Sex oder Kannibalismus mitgebracht.
Bert
Dahlmann aus Bremen präsentierte sein schon mehrfach prämiertes
Magazin Panel.
Erstmalig verliehen wurde "Der goldne Harten" für die drei
besten selbst gebastelten / selbst verlegten Hefte. Benannt ist der Preis
nach Ulf Harten, Gründer der INC. und 1. Vorsitzender von 1991 bis
1998. Die Jury, bestehend aus Calle Claus, 2. Vorsitzender der INC.,
Dirk Rehm, Reprodukt Verleger, Rainer Penk, Comiczeichner und der Autor
dieser Zeilen zogen sich am frühen Abend zur Beratung in eine stille
Ecke zurück. Schnell lichtete sich der Stapel der eingereichten Hefte
zu einer engeren Auswahl von sechs Exponaten. Den ersten Preis erhielt
Fabian
Stolz für Punkrock. Sein eigenständiger Stil und die gute
Story überzeugten die Jury. Es handelt um den ersten Auftritt einer
Punkband in einem bayrischen Dorf, der in einer Katastrophe endet.
2.
Sieger wurden Oliver Ferreira und Rene Roggmann mit ihrem Gemeinschaftswerk
Jungs lesen Milbrandt, ein traurig-melancholisches Heftchen,
welches in Heimarbeit entstanden ist. Lebhafte Diskussionen gab es um den
3.
Platz. Hier sah sich die Jury mit einer Pattsituation konfrontiert
und konnte sich nicht zwischen zwei Ausgaben entscheiden. Die Entscheidung
fiel schließlich auf Sommernebel von Haina Fischer. Seine
auf Transparentpapier kopierten Zeichnungen erzeugen eine dichte Atmosphäre,
die den Sommernebel wahrhaft spürbar werden lassen. Leider gab es
nur drei Preise zu verteilen. So erhält Gregor Wiggert für
Gutmacht Comics III eine "honorige Nennung" für sein Heft
voller bizarrer Ideen. Überreicht wurden die Preise in Form einer
Skulptur, samt Urkunde vom 3. INC. Vorsitzenden Tom Plate. Zudem
wurde jeder Gewinner mit einer kurzen Laudatio gewürdigt.
Am Abend, nach der Börse stieg die Party. Drei Live-Gigs
standen auf den Programm. Den Anfang machten die Trash Emperors
mit einer Mischung aus Surf-Punk und 60er Garagen Trash. So in Wallung
gebracht, heizte Klaus Cornfield mit seiner neuen Band Katze
das Publikum weiter an. Klaus zeichnet zwar "Kranke Comics", seine Musik
läßt sich aber eher als melodischer Indie-Rock bezeichnen. Seine
hohe Stimme hört sich immer so an, als ob er Helium beim singen einatmet.
Danach ging es noch mal so richtig ab mit den Asozialen Superhelden
aus Peine. Angetreten die Welt von unglaublich schlechter Pop-Musik zu
befreien, treten die Asozialen Superhelden in Norddeutschen Kaschemmen
auf. Mit ihren Fähigkeiten, wie Tunnelblick oder Überbiss bleibt
kein Auge trocken, wenn der fettleibige Batman und psychopathische Robin
ins Mikrophon grölen.
So neigte sich Heftich 4 am frühen Morgen dem Ende zu, mit
der Gewissheit nächstes Jahr wieder ein Independent Comic-Event
zu zelebrieren.