Heftich #4

© Maikel Das, 2002

Bereits zum 4. Mal lud die INC. (Initiative Comic Kunst e.V.) zur Comic Party "Heftich". Das jährlich stattfindende Ereignis soll Kleinverlegern und Künstlern eine Plattform bieten, ihre Publikationen einen möglichst breiten Publikum zu präsentieren.
Aus den Fehlern des letzten Jahres hatte man gelernt und auf eine bessere Pressearbeit, sowie eine Lokalität mit Laufkundschaft geachtet. So stieg Heftich 4 im Szene-Treff "Fundbureau", idyllisch gelegen zwischen zwei Hauptstraßen und unter einer S-Bahn Brücke.

Auf insgesamt zwei Räumen verteilten sich die Aussteller.
Als Großer unter den Kleinen hatte Reprodukt aus Berlin sein vielseitiges Programm ausliegen. Freibeuter Levin Kurio, Weissblech Verleger durfte mit seinen provokanten Publikationen natürlich nicht fehlen. Am INC.- eigenen Stand konnte Rainer Baldermann die gesamte Auflage seines rabenschwarzen Cartoon Heftchen an den Mann bringen. Gleich neben dem Eingang saß der Atombusentransporte Verlag. Blickfang war ihre Videoinstallation auf der selbstgedrehte Filmchen flimmerten. Die Kieler Herrimans bestehend aus Volker Sponholz und Patrick Wirbeleit hatten neben Reprodukt Platz genommen und boten ihre lindgrünen Broschüren an. Wie wird man stoned ohne illegale Drogen anzurühren? Dazu höre man die Live aufgenommene CD mit Klang-Experimenten des Hamburger Grafikers Dice. Ebenfalls zum Hören, wenngleich auch weniger experimentell, war das Hörspiel um den Braunbär Björn produziert von Ansgar Hilbig. Auf bayrisch weiß-blauen Papierdeckchen ausgebreitet hatte Fabian Stolz seine Eigenproduktion OK, Griechenland und Punkrock. Wie bereits im letzten Jahr, war die Künstlergruppe Lampe aus Hildesheim anwesend und hat fleißig vor den Augen der Besucher Kleinode der Bilderkunst entstehen lassen. Auf Bestellung erhielt man maßgeschneiderte Comics. Mit jeweils eigenen Ständen vertreten waren Calle Claus, Haina Fischer, Rainer Penk und Tim Posern mit seiner Edition Off Keks. Die Kunststudenten der Armgartstraße betreuten einen "Zeichenautomaten", der den Besucher vor Ort porträtierte. Einen Tisch teilten sich gemeinsam Gerd Bonau - cOMIc, Arne Aninger - Melone, sowie Oliver Ferreira  und Rene Roggmann unter dem Label Bete und Arbeite Verlag. Die Berliner Epidermophyten hatten ihre Ausgaben mit so beliebte Themen, wie Sex oder Kannibalismus mitgebracht. Bert Dahlmann aus Bremen präsentierte sein schon mehrfach prämiertes Magazin Panel.

Erstmalig verliehen wurde "Der goldne Harten" für die drei besten selbst gebastelten / selbst verlegten Hefte. Benannt ist der Preis nach Ulf Harten, Gründer der INC. und 1. Vorsitzender von 1991 bis 1998. Die Jury, bestehend aus Calle Claus, 2. Vorsitzender der INC., Dirk Rehm, Reprodukt Verleger, Rainer Penk, Comiczeichner und der Autor dieser Zeilen zogen sich am frühen Abend zur Beratung in eine stille Ecke zurück. Schnell lichtete sich der Stapel der eingereichten Hefte zu einer engeren Auswahl von sechs Exponaten. Den ersten Preis erhielt Fabian Stolz für Punkrock. Sein eigenständiger Stil und die gute Story überzeugten die Jury. Es handelt um den ersten Auftritt einer Punkband in einem bayrischen Dorf, der in einer Katastrophe endet. 2. Sieger wurden Oliver Ferreira und Rene Roggmann mit ihrem Gemeinschaftswerk Jungs lesen Milbrandt, ein traurig-melancholisches Heftchen,  welches in Heimarbeit entstanden ist. Lebhafte Diskussionen gab es um den 3. Platz. Hier sah sich die Jury mit einer Pattsituation konfrontiert und konnte sich nicht zwischen zwei Ausgaben entscheiden. Die Entscheidung fiel schließlich auf Sommernebel von Haina Fischer. Seine auf Transparentpapier kopierten Zeichnungen erzeugen eine dichte Atmosphäre, die den Sommernebel wahrhaft spürbar werden lassen. Leider gab es nur drei Preise zu verteilen. So erhält Gregor Wiggert für Gutmacht Comics III  eine "honorige Nennung" für sein Heft voller bizarrer Ideen. Überreicht wurden die Preise in Form einer Skulptur, samt Urkunde vom 3. INC. Vorsitzenden Tom Plate. Zudem wurde jeder Gewinner mit einer kurzen Laudatio  gewürdigt.

Am Abend, nach der Börse stieg die Party. Drei Live-Gigs standen auf den Programm. Den Anfang machten die Trash Emperors mit einer Mischung aus Surf-Punk und 60er Garagen Trash. So in Wallung gebracht, heizte Klaus Cornfield mit seiner neuen Band Katze das Publikum weiter an. Klaus zeichnet zwar "Kranke Comics", seine Musik läßt sich aber eher als melodischer Indie-Rock bezeichnen. Seine hohe Stimme hört sich immer so an, als ob er Helium beim singen einatmet. Danach ging es noch mal so richtig ab mit den Asozialen Superhelden aus Peine. Angetreten die Welt von unglaublich schlechter Pop-Musik zu befreien, treten die Asozialen Superhelden in Norddeutschen Kaschemmen auf. Mit ihren Fähigkeiten, wie Tunnelblick oder Überbiss bleibt kein Auge trocken, wenn der fettleibige Batman und psychopathische Robin ins Mikrophon grölen.

So neigte sich Heftich 4 am frühen Morgen dem Ende zu, mit der Gewissheit nächstes Jahr wieder ein Independent Comic-Event zu zelebrieren.
 
 

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