Dark Horse Aliens Comics

© Maikel Das und Toy Hunter's Journal 1998

1987 sicherte sich der kleine Independentverlag Dark Horse die Lizenz für Alien Comics. Der phänomenale Erfolg dieser Serie schuf das Fundament zum Aufstieg als drittgrößter Comicverleger in den USA.

   Bei 20th Century Fox war man zunächst besorgt, einen Kleinverleger die Lizenz zu geben und nicht den Branchenriesen Marvel oder DC. Man befürchtete, sie hätten nicht das nötige Know-How für solch ein Projekt. Das erwies sich aber als völlig unbegründet. Mike Richardson und Randy Stradley, die Begründer von Dark Horse besaßen bereits lange Erfahrungen im Comicbusiness. Es lag ihnen am Herzen mit Dark Horse frischen Wind in die erstarrte Comicproduktion zu blasen. Bei Independentverlagen behalten die Künstler die Rechte an ihren Schöpfungen, im Gegensatz zu Marvel oder DC, wo alles Eigentum des Verlages wurde. Zudem gab es keine internen Richtlinien oder Comic Code approvals, an die man sich zu halten hatte. Diese neuen Freiheiten brachen die verkrusteten Strukturen des Comicbusiness in den 80ern auf. Dark Horse ist der erfolgreichste Neueinsteiger und gehört jetzt zu den "Großenì im Geschäft.
   Die Zusammenarbeit mit Fox verlief überraschend unproblematisch. Man ließ Dark Horse kreative Freiheit. Die einzige Auflage bestand darin weder Hicks, Newt oder Ripley zu töten - das besorgte man später selbst mit Alien3. Heute gehören Comics, basierend auf Filmlizenzen zu einen Standbein von Dark Horse. Godzilla, Predator, Terminator, Robocop, Das Ding aus einer anderen Welt, Indiana Jones und natürlich Star Wars sind alles Filme, die Dark Horse adaptiert hat. Man hat es sogar geschafft eigene Serien als Filme zu realisieren, wie The Mask, Barb Wire oder Virus.


   Mark Verheiden schrieb die ersten drei Serien der Aliens-Comics. Man entschied sich für ihn zum einen, weil er schon erfolgreich mit The American für Dark Horse gearbeitet hatte und zum anderen, weil er Drehbucherfahrungen besaß. Ursprüglich strebte Mark Verheiden eine Karriere als Drehbuchschreiber in Hollywood an. Doch seine schlechten Erfahrungen dort waren ernüchternt. Ironischerweise war der Erfolg seiner Comicgeschichten und von Dark Horse insgesamt, das Sprungbrett seiner Karriere doch noch ins Filmgeschäft. So schrieb er u. a. die Drehbücher der Comicverfilmungen von The Mask und Timecop.
   Die Geschichte in den Comics beginnt einige Jahre nach Aliens - Die Rückkehr. Newt, mittlerweile eine junge Frau, fristed ihr Dasein in einer geschlossenen Psychiatrie, heimgesucht von Alpträumen. Corporal Hicks ergeht es kaum besser. Mit entstellten Gesicht hat er das Trauma von Archeron nie überwunden und verbringt seine Zeit hauptsächlich alkoholisiert oder im militärischen Gewahrsam. Die Regierung hat die Heimatwelt der Aliens ausgemacht und man entsendet eine Einheit, um "Probenì zu nehmen für das Waffenentwicklungsprogramm. Hicks, als "Experteì in Sachen Aliens wird als stellvertretender Kommandant ebenfalls mit auf die Reise geschickt. Er befreit Newt aus der Psychiatrie und schmuggelt sie an Bord des Raumschiffes Benedict. Gemeinsam mit Newt geht es Hicks mehr darum, seinen Privatkrieg gegen die Monster zu führen, die sein Leben zerstört haben. Gleichzeitig folgt ein Schiff der Bionational dem Regierungsschiff, mit dem Ziel ihre Monopolstellung in Biotechnologie zu wahren. Sie haben die Aufgabe, erstens soviel Daten über die Aliens zu sammeln wie möglich und zweitens unter allen Umständen einen Erfolg der Regierungsmission zu verhindern. Dritte Partei im Machtspiel ist Salvaje, ein religiöser Fanatiker, der das Alien als neuen Messias betrachtet. Mit Menschen als "Brutzellenì strebt er an, Gottes Reich auf Erden zu erschaffen. Genug Zündstoff für sechs Ausgaben inklusive einigen Überraschungen.

   Als Zeichner der ersten Serie gewann man Mark A. Nelson. Seine stimmungsvollen, düsteren Zeichnungen im Duo Shades verfahren, trugen maßgeblich zum Erfolg der Comics bei. Mark A. Nelson unterrichtete 10 Jahre Kunst in Illinois bevor er ins Comicgeschäft einstieg. Er zeichnete für First und Eclipse diverse Serien. Mit Illustrationen für Godzilla wurde Mike Stradley auf ihn aufmerksam und er bot Mark an Aliens zu zeichnen. Eine seiner Arbeitsproben wurde das Titelbild der ersten Aliens-Ausgabe.
   Aliens war ein Bombenerfolg und mußte in mehreren Auflagen Nachgedruckt werden, um die Nachfrage zu befriedigen. Die #1 der ersten Auflage erzielt derzeit einen Preis von etwa $80. Obwohl die Geschichte ursprünglich nur für sechs Ausgaben konzipiert wurde, war schnell klar, daß man an diesen Hit anknüpfen mußte.
   Mark Verheiden schrieb ebenso die zwei direkten Fortsetzungen, die zusammen eine in sich geschlossene Geschichte ergeben. Die Überlebenden der Mission landen auf einen Außenposten, wo ein faschistoider General seine Privatarmee von Aliens züchtet. Mit ihnen will er die Erde retten im Kampf Aliens gegen Aliens. Im dritten Teil taucht endlich Ripley auf. Die Leser forderten schon seit Anfang an ihren Auftritt. Allerdings durfte Dark Horse aus rechtlichen Gründen nicht das Konterfei von Sigourney Weaver benutzen. Ripley erinnert eher an eine brünette Schönheit aus den 50ern, als an unsere Heldin aus dem Film. Aliens - Earth War ist weniger eine Actionstory. Es handelt mehr um die abgekühlte Beziehung zwischen Ripley und Newt. Während Newt die klassische Rolle der humanen Heldin einnimmt, ist Ripley eine zynische Frau auf Rachefeldzug.
   Dark Horse konnte es sich jetzt auch leisten Farbcomics zu verlegen. Aliens - Vol. 2 wurde von Denis Beauvais mit Airbrush meisterhaft illustriert. Mit kalten blau-grün Tönen, die in Actionszenen mit warmen, oftmals monochromen rot gebrochen werden, schafft er es eine filmische Atmosphäre zu erzeugen. Den ersten Reinreißer gab es bei der Wahl von Sam Keith als Zeichner für Aliens - Earth War. Er war nicht schlecht. Doch sein Stil, der an eine EC-Geschichte von Frazetta oder Williamson erinnerte, war völlig deplaziert für Aliens. Zudem trug die viel zu grelle Colorierung von Monika Livingston auch nicht gerade dazu bei Spannung zu erzeugen. Das sahen auch viele Leser so und es gab eine große "Sam Keith Kontroverse", die in der Leserbriefseite ausgetragen wurde. Nach Abschluß der Triologie wurde es um die Aliens-Comics ruhiger. Dafür landete man den nächsten großen Knaller mit Aliens vs. Predator.

   Beide Serien für sich genommen, waren ein Hit für Dark Horse. Mit der "Verschmelzungì der Charaktere in einen Comic gelang es die separaten Fangruppen anzusprechen. Das Resultat war ein Riesenhit. Der Hit war sogar so riesig, daß sie bis heute einen Rattenschwanz von Crossover nach sich gezogen haben. Gastauftritte zwischen den Helden waren schon immer beliebt. Vereinzelt gab es sie auch zwischen den verschieden Verlagen, wie Superman gegen Spider-Man. Aber Filmfiguren im Comic gegeneinander antreten zu lassen war etwas völlig neues. Mittlerweile gibt es die bizarresten Paarungen. Keine Idee scheint mehr abwegig genug zu sein. Doch wird man niemals ein Aliens vs. Star Wars Crossover sehen, zur Enttäuschung vieler Fans. Lucasfilm hat dieses abgelehnt und möchte seine Figuren lieber für sich lassen. Die Säuremonster hatten es auch mit Superman und Batman zu tun. Gemessen an den Verkaufszahlen des Predatorintermezzos lief das DH/DC Joint Venture aber nur unter ferner liefen.
   Die Idee zu Aliens vs. Predator hatte Chris Warner, seines Zeichens Predator-Zeichner, während einer Brainstorming-Sitzung. Vereinfachend kam hinzu, daß sowohl Aliens als auch Predator Eigentum von 20th Century Fox sind. Damit ersparte man sich komplizierte Lizenzverhandlungen. Fox fand die Idee sogar großartig und verglich sie mit King Kong gegen Godzilla. Anfang der 90er gab es ernsthafte Überlegungen einen Aliens vs. Predator-Film zu drehen. Doch die enttäuschenden Einnahmen von Alien 3 ließen das Projekt einschlafen. Keiner wollte das kostspielige Risiko mehr auf sich nehmen.
   Als Klassiker unter den Aliens vs. Predator Geschichten gilt The Deadliest Of Species geschrieben von Chris Claremont, einen routinierten Comicautor. Einen nicht unerheblichen Anteil am Erfolg dieser Serie hatten auch die fantastischen Titelbilder von John Bolton. Beide Künstler arbeiteten schon öfter an gemeinsamen Projekten zusammen, wie Marada - She Wolf, Black Dragon oder Classic X-Men. Ursprünglich hatte Chris Claremont überhaupt keine Lust eine Ctossover-Geschichte zu schreiben. In der ersten Serie von Randy Stradley schien schon alles gesagt worden zu sein, was es über  den Kampf der Titanen zu sagen gilt. Mensch trifft Alien oder Predator, Predator tötet Mensch, Mensch tötet Alien, jeder tötet jeden und am Ende gewinnt einer. Im Grunde sind alle Geschichten so gestrickt. Chris Claremonts Ansatz war es die Sache umzudrehen. Eine Frau, ein Alien und ein Predator agieren zusammen. Die Monster sind die Guten, die Helden der Geschichte. Natürlich gibt es bis zum Schluß Irrungen und Wirrungen. Keiner ist das, was er bzw. sie zu sein scheint.

   Dark Horse erkannte sehr schnell, daß es schwierig sein wird die Serie interessant zu halten mit endlosen Kämpfen von Lt. Ripley gegen die Aliens. Daher entfernte man sich inhaltlich von den Filmen und ging eigene Wege. Zumal Alien 3 alles in Widerspruch stelle, was man bereits etabliert hatte. Niemand hatte damit gerechnet, daß Newt und Hicks gleich im Vorspann abserviert werden. Das war ein ziemlicher Schlag. Dark Horse begann eine parallele Alien-Welt zu erschaffen mit eigenen Orten und Charakteren. Qualitativ sind die Mini-Serien sehr unterschiedlich. Als Tiefstpunkt kann man Aliens - Colonial Marines bezeichnen. Die Story ist zerfahren, die Zeichnungen von einer Schar Zeichnern lieblos aufís Papier geklatscht. Gnädigerweise wurde die Serie zwei Ausgaben früher zum Abschluß gebracht als geplant. Im Gegensatz dazu ist der Roman Aliens - Tribes ein kleines Juwel. Das Aufspüren und Vernichten von Alien-Nestern gehört mittlerweile zum Alltag des Militärs. Kleine Spezialeinheiten werden mit dieser Aufgabe betraut. So ist es nichts weiter als ein Routinejob, eine medizinische Raumstation zu säubern. Doch niemand hatte mit einen verräterischen Arzt gerechnet, der den Aliens beisteht. Die eigentliche Bestie ist der Mensch und nicht die instinktgetriebenen Monster, die zur tödlichen Bedrohung der Soldaten werden. Geschrieben von Stephen Bisette (Swamp Thing) und eindrucksvoll illustriert von Dave Dorman (Star Wars), gewann die Novelle den Bram Stoker Award 1992.
   Mit Alien - Resurrection wurde  nicht nur die Filmreihe wiedergeboren, sondern auch die Comicreihe. Havoc und Alchemy waren gleich zwei außergewöhnliche Serien. Aliens - Havoc ist ein Jam-Comic, bei der jede Seite von einen anderen Zeichner gestaltet wurde. Aliens von Sergio Arangones (Mad, Groo)  ist mal ëwas ganz anderes. Aliens - Alchemy  zeichnete Underground Star Richard Corben (Rowlf, Den). Aliens von Corben zu sehen erwartet man auch nicht unbedingt, ist aber alles andere als enttäuschend.
   Heute erscheinen die Aliens Comics vitaler den je, nachdem man nach Alien 3 befürchten mußte, das Ganze hätte sich totgelaufen. Wir werden also noch länger mit den totbringenden Monstern in gezeichneter Form beglückt werden. Wie groß die Qualitätsschwankungen sein werden, bleibt abzuwarten.

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