Die Alien Filme

© Maikel Das und Toy Hunter's Journal 1998

George Lucas verwandelte das Universum in eine Märchenwelt, in ein Spielplatz für jung und alt - bis Ridley Scott kam. Er verwandelte das Universum erneut, in etwas dunkles und bedrohliches.

   Vor der Alien-Serie erschien der Weltraum ein ziemlich  netter Platz zu sein, egal welche Monster es beherbergte. Die Reise zu den Sternen in Filmen wie Destination Moon, 2001 oder Star Trek waren große Abenteuer. Doch Alien war anders. Die Crew der Nostromo waren keine Welteneroberer, die zu neuen Grenzen aufbrachen, sondern hart arbeitende Profis, denen ihr Gehalt und eine schnelle Heimkehr wichtiger waren, als Abenteuer. Mit anderen Worten, es waren Leute wie wir, die unerwartet dem namenlosen Grauen gegenüberstanden. Man kann sich nur allzuleicht mit der Mannschaft der Nostromo und ihren Überlebenskampf identifizieren. Das machte Alien nur noch schrecklicher.
   Es war Dan OíBannon (Dark Star) der das potential erkannte, wieder den Horror in den Science Fiction zurück zu bringen, ganz im Stile der klassischen 50er Jahre Filme. Sein Partner Ron Shusett brachte das Projekt  erst richtig ins Rollen mit der Idee, ein Hybridmonster zu erschaffen, welches den Menschen zur Fortpflanzung benutzt.
   Das Alien Skript fand seinen Weg zur Brandywine Production von Walter Hill und David Giler, die den Entwurf über- und die Charaktere herausarbeiteten. Es war ihr verdienst aus dem gängigen Cliché auszubrechen und Warrant Officer Ellen Ripley die Rolle der Helden zu geben. Die damals noch unbekannte Yale Schauspielstudentin Sigourney Weaver wurde mit dieser Rolle zum Star in Hollywood.
   Das Drehbuch bildete das Fundament zu dem Erfolg von Alien. Doch es war Ridley Scott, der daraus Ñseinenì Film und Alien zum Klassiker machte. Wie später auch mit den Fortsetzungen, waren die Alien Filme die Sprungbretter zu großartigen Karrieren. Ridley Scott war 10 Jahre lang Werbefilmer gewesen, ehe er in Alien Regie führte. Es war die einfache Gradlinigkeit der Geschichte, die ihn faszinierte. Alles war logisch, schnörkellos aufgebaut und mit starken Charakteren besetzt. Heutige Filme besitzen kaum noch diese Qualität, weil schwache Ideen und schlechte Drehbücher nur mit Special Effects aufgemotzt werden.
   Die eigentliche Herausforderung war es den Horror sichtbar umzusetzen. Wie sollte man die verschiedenen Stadien des Monsters darstellen? Es war klar, daß es nicht nur ein Stuntman im Gummianzug sein durfte. Monatelang wurden verschiedene Skizzen produziert ohne greifbaren Erfolg. Dann kam Giger.
   Dan OíBannon brachte eine Ausgabe von H.R. Gigerís Necronomicon mit und zeigt sie Ridley Scott. Der war begeistert und entsetzt zugleich. Das war genau das, was sie suchten. Mit einen Schlag war das Problem des Monsters gelöst. Gigerís Alien war kein Monster im traditionellen Sinne, welches brüllend daher kam. Es war mindestens genauso furchteinflößend, aber gleichzeitig auch elegant, schlank und faszinierend in seiner Erscheinung. Sein Ñbiomechanischerì Stil aus organischen und technischen Strukturen hatte es zuvor auf der Leinwand noch nicht gegeben. Der Schweizer Surrealist wurde nicht nur engagiert das Monster vom Facehugger bis zum Alien zu gestalten, sondern er entwarf auch das Wrack des Raumschiffes, inklusive Eier, den Space Jockey und die Landschaft des Planeten. Nicht übersehen sollte man auch die Arbeit von Chris Foss, Ron Cobb und Moebius, die das Raumschiff, die Inneneinrichtungen und die Anzüge entwarfen. Aber das Alien steht natürlich über allem. Für seine fantastische Arbeit wurde Giger 1980 mit einen Oscar geehrt.
   Das Alien war der Film Alien. Mit ihm würde der Thriller stehen oder fallen. Daher entschied Ridley Scott seinen Star im mysteriösen zu belassen. Stück für Stück werden Details enthüllt, bis es zum Showdown ganz zu sehen ist. So blieb die Spannung bis zum Schluß erhalten.

Der riesige Erfolg von Alien zog eine Welle von B-Movie Rip-Offs nach sich. Viele sind es nicht Wert genannt zu werden. Es gibt aber einige gelungene Filme dazwischen. Egal, ob nun geklaut, kopiert oder billig, machen sie einfach nur Spaß. Zu den besseren Rip-Offs zählen Galaxy of Terror (Planet des Grauens) und Forbidden World (Mutant - Das grauen aus dem All). Beides Produktionen des B-Movie Königs Roger Corman.

Erst sieben Jahre nach Alien kam die Fortsetzung Aliens - Die Rückkehr in die Kinos. Für ein Sequel ist das eine verdammt lange Zeit. Als Regisseur gewann man den damals noch unbekannten James Cameron, der noch damit beschäftigt war seinen kleinen Film namens Terminator fertig zu stellen. Nach dem Überraschungshit von Terminator hatte 20th Century Fox plötzlich einen gefragten Mann an Bord.
   Die Schwierigkeit bei Fortsetzungen ist es (nicht nur Bei Alien), einen neuen Stil zu finden, der sich vom Vorgänger abhebt, ohne sich aber so weit davon zu entfernen, daß man das Original nicht mehr wieder erkennt. Viele Sequels scheitern daran und kopieren einfach nur ihr Vorbild. James Cameron meisterte diese Hürde souverän, indem er den klaustrophobischen Thriller in ein non-stop Actionspektakel verwandelte.
   Die Stärke von Alien lag in seiner Einfachheit. Aliens ist sehr viel komplexer. Ripley erhält eine Vergangenheit, das Alien-Universum wird ausgebaut und es passiert mehr. Leider passierte zuviel und der Film überschritt die zwei Stunden Marke bei weitem. Einige Handlungsstränge mußten geschnitten werden. So die Szenen der Kolonisten auf Archeron, die Smartgun Verteidigung und der Tod von Ripleys Tochter. Letztere Szene war eine Schlüsselszene, die Ripleys Beziehung zu Newt und ihren Hass gegen die Aliens erklärt. Ripley Tochter war 10 als sie mit der Nostromo aufbrach. Nach 58 Jahren im Kälteschlaf ist sie mittlerweile an Alterschwäche gestorben, als Ripley gerettet wird. Ihr Überleben gegen das Monster mußte sie teuer mit der Zerstörung ihres Lebens bezahlen. James Cameron gab später zu, daß es ein schwerer Fehler war, nicht mehr um diese eine Szene im Endschnitt gekämpft zu haben. Auch Sigourney Weaver war schwer enttäuscht. In der ÑDirectorís Cutì Langfassung sind alle geschnittenen Szenen wieder enthalten.
   H.R. Giger konnte nicht für Aliens verpflichtet werden, da er an Poltergeist II arbeitete. James Cameron selbst entwarf das Basiskonzept der Alienqueen und den Lebenszyklus der Aliens. In der Endfassung von Alien wurden die Kokon-Szenen mit Dallas herausgeschnitten. Das gab Cameron die nötige Freiheit seine eigenen Ideen zu verwirklichen. Die Alienqueen zum Leben zu erwecken war Stan Winstons Aufgabe, mit dem Cameron schon bei Terminator zusammen gearbeitet hatte. Die Herausforderungen die Kreaturen weiter zu entwickeln bestand darin, zum einen den vorgegebenen Giger-Stil treu zu bleiben und zum anderen den Monstern mehr Leben einzuhauchen. Das gelang hervorragend mit der Alienqueen. Durch ihre ausgeprägte Körpersprache erhält sie eine ÑPersönlichkeitì.
   Der Film startete im Juli 1986, knallte Tom Cruiseís Top Gun einen vorím Latz und brachte neben $170 Millionen weltweit Sigourney Weaver eine Oscarnominierung ein. Auch bei den Kritikern erntete er viel Beifall. James Camerons Aufstieg zum Superstar begann und Alien etablierte sich als Serie und Goldgrube bei 20th Century Fox.

Regisseur David Fincher hat oft die Schläge für das Versagen seines Erstlingswerks Alien3 einstecken müssen. Dabei steckte der Wurm in der Produktion schon lange bevor der damals 28 Jährige an Bord kam. Drei Jahre nachdem Fox den ersten Drehbuchentwurf in Auftrag gegeben hatte, stieß David Fincher als Kompromißvorschlag zu Alien3.  Obwohl 20th Century Fox schon über $13 Millionen in der Vorproduktion verpulvert hatte, konnten sich die Produzenten auf keine endgültige Geschichte einigen. Die Aufnahmen zu Alien3 begannen mit einen Drehbuch, welches man vier Wochen vor Drehbeginn panisch zusammengeschustert hatte.
   Wie so oft bei Fortsetzungen, wurde ein weiterer Alien-Film wegen der beeindruckenden finanziellen Erfolge vorangetrieben und weniger wegen eines kreativen Impulses. Ursprünglich für ein Ostern 1990 Start geplant, verheizte die Produktion 3 Regisseure, 8 Autoren und eine Reihe von Drehbuchentwürfen und Studioexekutiven, ehe der Film 2 Jahre zu spät debütierte mit vernichtenden Kritiken und äußert mäßigen Einspielergebnissen.
   Das hatten die 20th Century Fox Chefs sicherlich nicht im Kopf, als man mit den Überlegungen zu einen weiteren Alien-Film begann. Sicher, daß man eine Star Trek vergleichbare Erfolgsserie an der Hand hat, erhielt die Brandywine Production von Walter Hill und David Giler den Zuschlag für zwei weitere Filme. Für den dritten Teil mußte ein völlig neuer Ansatz gefunden werden. Dessen war man sich sicher. Doch das ist leichter gesagt, als getan. Die Ideen rangierten von: Die Aliens erobern die Erde und machen New York platt bis Ripley und Newt jagen die Monster durch eine Blade Runner ähnliche Metropole. Unzufrieden mit diesen unausgegorenen Konzepten besannen sich Hill und Giler auf das, was in den ersten beiden Filmen am besten funktioniert hatte - dunkle, verlassene, Labyrinthe. Die ganze Produktion ging nur sehr schleppend voran und es war ein langer, endloser Kampf. Die Triebfeder des dritten Films war der riesige Erfolg von Aliens. Das Publikum verlangte eindeutig nach mehr. Jeder war besorgt der nächste Teil könnte in die Hose gehen, weil die ersten beiden derart erfolgreich waren. Aufgrund des großen Respektes dauerte es eine lange Zeit, ehe den Produzenten bewußt war, welche Geschichte man erzählen wollte und welche Elemente man übernehmen wollte.
   Auf alle Entwürfe, Beteiligten, Katastrophen und Produktionsphasen einzugehen, würde hier den Rahmen sprengen. Nach drei Jahren der Entwicklung war Alien3 ein typischer Horror-Action Streifen, wenig Charakterisation oder Hintergrundstory, dafür viel Blut und Gewalt. Die innere Logik hatte unübersehbare Löcher. Wie der Facehugger an Bord der Sulaco gelangt ist, wurde nie erklärt.
   Dank David Fincher ist Alien3 aber atmosphärisch dicht und filmisch sehenswert. So ist er doch trotz aller Schwächen interessant.

Als 20th Century Fox Joss Whedon engagierte Alien - Resurrection zu schreiben, war das ganze Projekt mehr als fragwürdig. Unsicher, ob es noch eine Geschichte über Ellen Ripley und ihren Alien-Widersachern zu erzählen gibt, wurde der Film auf keinen Produktionsplan gesetzt, Sigourney Weaver wurde nicht kontaktiert und auch kein namenhafter Regisseur interessierte sich dafür. Mit anderen Worten, alles hing von Whedons Skript ab, ob es mit der Alien-Saga weiter gehen würde.
   Sich seiner Verantwortung bewußt und mit nichts in der Hand, außer Ñmachí mal was drausì der Exekutiven, ergriff Whedon erst mal blinde Panik. Als brillant erwies sich die Idee, Ripley als geklonten Hybriden mit Alien DNS zum Leben zu erwecken. Das brachte Sigourney Weaver zurück ins Spiel und gab der Serie neuen Schwung. Die Arbeit des erfahrenen Autors überzeugt jeden. Der vierte Teil der Alien Serie bekam schließlich grünes Licht und ging in Produktion, nachdem Sigourney Weaver und auch Winona Ryder ihre Mitwirkung zugesichert hatten. Jetzt fehlte noch ein Regisseur, der am Talent seiner Vorgänger anknüpfen konnte.
   Nachdem Danny Boyle (Trainspotting) aus dem Projekt ausstieg, klingelte das Telefon bei Jean-Pierre Jeunet (Delicatessen, Stadt der verlorenen Kinder). Der war völlig überrascht die Regie von Alien - Resurrection angeboten zu bekommen. Natürlich war er daran interessiert. Jeunet, als Europäer war besorgt, daß seine Tage der Unabhängigkeit nun vorbei wären und die großen Übersee Studios ihn ständig gängeln würden. Stattdessen fand er Mitarbeiter. Regelmäßig traf sich der Regisseur mit den Produzenten und erörterte Ideen und Änderungen. Der gegenseitige Informationsaustausch schuf eine enge Zusammenarbeit mit Fox und Jeunet, die der Regisseur als sehr angenehm empfand. In Europa bleibt der Produzent im kreativen Prozeß außen vor. Der Regisseur hat alle Macht seine Visionen umzusetzen und bleibt vom Studio idR. unbehelligt. Ein aktives Studio ist für einen europäischen Regisseur eine beängstigende Vorstellung. Doch wenn die Zusammenarbeit, wie im Falle Alien - Resurrection funktioniert, ist es eine wunderbare Sache. Nach den traumatischen Erfahrungen von Alien3 verlief die Produktion verblüffend reibungslos. Mit Jean-Pierre Jeunet hatte die Fox ein Glücksgriff getan. Auch Autor Joss Whedon lobt den Franzosen in den höchsten Tönen, der sein Drehbuch adäquat auf Celloloid gebannt sieht.
   Alien - Resurrection fügt eine gewisse Leichtigkeit zur Saga hinzu, präsentiert uns die ersten voll computeranimierten Aliens und eine ganz neue Ripley - im wahrsten Sinne des Wortes.  Am wichtigsten jedoch, er läßt Fragen offen, an dem ein fünfter Teil anschließen kann. Zugegebenermaßen wird es mit jeden weiteren Teil schwieriger den hohen Standard aufrecht zuerhalten. In die Fußstapfen von Ridley Scott, James Cameron, David Fincher und Jean-Pierre Jeunet zu treten ist für einen designierten Regisseur großartig und einschüchternd zugleich. Man kann aber ziemlich sicher sein, daß 20th Century Fox ihre wiederbelebte Erfolgsserie weiter brodeln lassen wird.

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