© Maikel Das 2002
 English!

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Vietnam August 1968
Bezirk Cu Chi

Ich zählte 5 M-113 APC.
Mein Auftrag war es jeden amerikanischen Vorstoß auf mein Dorf Phu My Hung aufzuhalten, um so Zeit für die Evakuierung zu gewinnen.

Als kommunistischer Parteisekretär war ich automatisch Politkommissar der Verteidigungsgruppe meines Dorfes.

Außer meiner AK-47 hatte ich nur 2 ferngesteuerte Minen und einige Handgranaten zur Verfügung, um die Amerikaner aufzuhalten.

Ich zündete die Minen und flüchtete auffällig in den Tunnel. Ich hoffte, daß die Amerikaner auf meinen Trick hereinfallen und mir folgen würden.

Eine zweite Chance hätte ich nicht.

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Der Tunnel bestand aus einen Verbindungsgang, der am Ende in einen ein Meter Schacht mündete und einen zweiten Verbindungsgang verband. Dieser führte zu einem ähnlichen Tunnelsystem, das ins Freie führte.

Ich zwängte mich in eine Nische des ersten Verbindungstunnel und wartete.

Der Hai hatte den Köder geschluckt.

Es dauerte Stunden, ehe etwas geschah.
Dann verriet mir das Geräusch von landenden Hubschraubern, daß die Amerikaner Verstärkung angefordert hatten - Tunnelratten!

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Der erste Tunnelkämpfer kündigte sich dadurch an, daß Erdbrocken den Schacht herunter rieselten und der Lichtstrahl jäh erlosch.

 Der Soldat mußte mit den Füßen zuerst in den Schacht hinunter kriechen und sich dann mühevoll in den Gang winden, weil der Schacht kaum ein Meter tief war.

Diesen Moment der Hilflosigkeit nutzte ich aus und schoß!

Sie konnten keine Granaten werfen, ohne ihren eigenen Mann zu gefährden. Das gab mit die Möglichkeit zu entkommen

Shit! Get him out! Medic!

Meine zweite Stellung hatte ich mir im Schacht ausgesucht, der den ersten Verbindungsgang mit dem zweiten, tiefer gelegenen verband.

Wie zu erwarten war, waren die Amerikaner beim nächsten Versuch klüger und schmissen zuerst Handgranaten und gaben einige Salven ab, ehe das nächste Team den Tunnel betrat.

Ich hatte Glück.
Sie setzten kein Gas ein.

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Jetzt kam alles auf ein genaues Timing an.

Sobald sie den offenen Schachteingang erblicken würden, würden sie bestimmt eine Handgranate hinein werfen, die mich zerfetzen würde.

Kaum wurde der erste Schein der Taschenlampe sichtbar, riß ich meine AK-47 hoch und verschoß das ganze Magazin.

Der Lärm war ohrenbetäubend.
Das knattern des Sturmgewehrs, mischte sich mit den Schreien der Soldaten.

Danach herrschte wieder Stille. Nur das klingeln in den Ohren blieb.

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Kurz danach wurden die gefallenen Soldaten vorsichtig und langsam geborgen.

Ein Hubschrauber landete, um die Opfer abzutransportieren.

Ich befürchtete, daß sie jetzt den Tunnel in die Luft sprengen würden. Doch es war bereits 16.00 Uhr und unter keinen Umständen würden die Amerikaner die Nacht draußen verbringen, sondern zurück zu ihrem Stützpunkt fahren.

Noch immer hatten sie den zweiten, verborgenen Tunneleingang nicht entdeckt.

Dieser Umstand ermöglichte es mir, den Gegner weiterhin von Phu My Hung fernzuhalten und überhaupt lebend aus der Sache herauszukommen.

Die Amerikaner kamen kurz nach 8.00 Uhr, wie man es von ihnen gewohnt war.

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Mit äußerster Vorsicht kroch ein Trupp Tunnelratten durch die Gänge.
Zentimeter für Zentimeter robbten sie voran, um nach versteckten Fallen zu suchen.

Ich lag am Schacht im dritten Verbindungstunnel, genau über ihnen.

Der Vorankriehende sah wahrscheinlich noch in den letzten Sekunden seines Leben die Handgranate, die auf ihn fiel und mitten unter ihnen explodierte.

Ich hatte gerade noch genug Zeit, die Klapptür zuzuschlagen, den Sandsack drauf zu wuchten und mich obenauf zu legen.

Ich erfuhr nie, wie viele Amerikaner in den Tunnel waren.

Mein Auftrag war erfüllt und ich entkam unentdeckt.

Später sprengten die Amerikaner das Tunnelsystem, richteten jedoch keinen großen Schaden an.

Nach einigen Wochen war die Anlage wieder einsatzbereit.